Das Scheibenfenster


Das Scherbenfenster

 

Ein Glasmaler zeigt seiner Tochter Nele die Werkstatt. Der Raum hat sehr große Fenster, und die Decke besteht aus lauter Glas, um möglichst viel Licht einzufangen. Auf einem großen Tisch liegt ein ganzer Berg bunter Glasscherben – schief und krumm -, aus denen er ein Kirchenfenster fassen will.

 

„Du kannst mir helfen, Nele“, meint der Vater, „reich mir vorsichtig ein Glas nach dem anderen.“ Der Glasmaler setzt die bunten Scheibchen auf einen mächtigen Karton, der die Umrisse einer Zeichnung erkennen lässt. Sie passen haargenau ineinander.

 

Viele Wochen später sagt der Vater zu Nele: „Das ist das Fenster, an dem du mitgeholfen hast.“ Je höher Nele aufschaut, umso mehr beginnt das Fenster zu leuchten und zu strahlen. Bei einigen Gläsern muss sie sogar die Hände vors Gesicht halten, um den Glanz der blendenden Sonne auszuhalten. Nele staunt.

 

„Jeder Tag, den Gott uns gibt, ist so ein kleines, buntes Scheibchen“, sagt der Vater. „Wir geben ihm seine ganz besondere Farbe und schenken es am Abend Gott wieder zurück. Er setzt dann all die Gläser nach seinem Plan zusammen und macht nach und nach ein herrliches Fenster daraus. Wir brauchen nur das Licht der Sonne Gottes aufnehmen und es durchlassen. Dann fallen durch uns schöne Strahlen in die Welt.“ Und Nele steht noch eine Weile still und nachdenklich da.

 

aus: Die Sternsinger 3/2009, www.bonifatiuswerk.de

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